Der Einfluss sozialer Medien auf unsere Freundschaften: Segen oder Fluch?

Soziale Medien sind aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken, da sie unsere Art und Weise, Beziehungen zu führen, nachhaltig verändert haben. Ob diese Veränderung positiv oder negativ ist, ist jedoch Gegenstand häufiger Debatten. In diesem Artikel präsentieren wir Argumente, die Social Media sowohl als Fluch als auch als Segen beleuchten.

Porträtfoto von Silvan Hornstein, Psychologe und Autor, der über Themen rund um Psychologie, soziale Gesundheit und Einsamkeit schreibt.
Dr. Silvan Hornstein
October 14, 2025
5 min read
Eine Frau, die sich mit ihrem Smartphone beschäftigt, symbolisiert die zentrale Rolle von Social Media in modernen Freundschaften und die Frage, ob diese eher Segen oder Fluch sind.

Der Segen: Wie die digitale Welt uns (wieder) verbindet

Man kann es nicht leugnen: Soziale Medien bieten enorme Vorteile für die Pflege von Freundschaften.

  • Grenzenlose Verbindung: Alte Schulfreunde wiederfinden, mit der Familie in Übersee in Kontakt bleiben oder die Freundin auf Weltreise begleiten – soziale Medien überbrücken mühelos geografische Distanzen.
  • Gemeinschaften finden: Egal ob du ein Fan von seltener K-Pop-Musik, Urban Gardening oder Dungeons & Dragons bist – online findest du Gleichgesinnte. Diese Nischen-Communitys bieten einen Raum für Austausch und Zugehörigkeit, der in der analogen Welt oft schwer zu finden ist.
  • Niedrigschwelliger Kontakt: Ein Like unter einem Urlaubsfoto oder eine schnelle Reaktion auf eine Story sind unkomplizierte Wege, um zu zeigen: "Ich denke an dich." Dieser passive Kontakt kann eine Basis-Verbindung aufrechterhalten, auch wenn die Zeit für lange Telefonate fehlt.
  • Organisation leicht gemacht: Die nächste Geburtstagsfeier oder das wöchentliche Treffen der Laufgruppe? Eine schnelle WhatsApp-Gruppe oder eine Facebook-Veranstaltung machen die Koordination unkompliziert und effizient.

Der Fluch: Wenn aus Verbindung Belastung wird

Die ständige Vernetzung hat jedoch auch eine Kehrseite, die viele von uns spüren. Die Probleme liegen oft in den Mechanismen, die den Plattformen zugrunde liegen.

  • Die Vergleichsfalle: Wir scrollen durch perfekt kuratierte Feeds voller Traumurlaube, beruflicher Erfolge und glücklicher Paare. Das Gefühl, das eigene Leben sei langweiliger oder weniger erfolgreich, ist eine häufige Folge. Diese ständige soziale Vergleichbarkeit kann Neid schüren und das Selbstwertgefühl untergraben.
  • Quantität statt Qualität: Wir sammeln Hunderte von "Freunden", aber wie viele davon würden wir mitten in der Nacht anrufen? Die Plattformen fördern oft oberflächliche Verbindungen ("schwache Bindungen") auf Kosten von tiefen, bedeutungsvollen Beziehungen, in denen man sich verletzlich zeigen und authentisch sein kann.
  • FOMO – Die Angst, etwas zu verpassen: Die ständige Flut von Updates erzeugt bei vielen den Druck, immer online und verfügbar sein zu müssen. Die Angst, einen Trend, eine Party oder einen Insider-Witz zu verpassen, führt zu Stress und dem Gefühl, nie wirklich abschalten zu können.
  • Passivität statt Aktivität: Anstatt aktiv ein Treffen vorzuschlagen, begnügen wir uns oft damit, das Leben der anderen passiv auf dem Bildschirm zu verfolgen. Dies kann dazu führen, dass wir uns zwar informiert, aber nicht wirklich verbunden fühlen.

Die Balance finden: Ein Plädoyer für bewusste Nutzung

Soziale Medien sind weder von Natur aus gut noch schlecht. Sie sind ein Werkzeug – und es liegt an uns, wie wir es nutzen. Die Lösung ist nicht die komplette digitale Abstinenz, sondern ein bewusster und aktiver Umgang mit diesen Plattformen.

Es geht darum, die psychologischen Muster zu verstehen, die Einsamkeit oft zugrunde liegen – wie die Angst vor Ablehnung oder die Schwierigkeit, tiefe Verbindungen aufzubauen. Hier bei platoniq glauben wir fest daran, dass Technologie Teil der Lösung sein kann, wenn sie richtig gestaltet ist. Unsere App nutzt wissenschaftlich fundierte Methoden aus der Psychologie, um genau jene sozialen Kompetenzen zu stärken, die für erfüllende Beziehungen entscheidend sind – sei es online oder offline.

Konkrete Schritte für deine digitale Balance:

  1. Digital Detox bewusst einplanen: Lege das Smartphone bewusst für einige Stunden weg, besonders bei Treffen mit Freunden.
  2. Feeds kuratieren: Entfolge Accounts, die dir ein schlechtes Gefühl geben. Folge stattdessen Menschen und Inhalten, die dich inspirieren und bereichern.
  3. Vom Passiven ins Aktive kommen: Nutze soziale Medien als Sprungbrett. Siehst du, dass ein Freund ein neues Hobby hat? Schreibe ihm nicht nur einen Kommentar, sondern rufe an und frage, ob ihr es mal gemeinsam ausprobiert.
  4. Qualität vor Quantität: Investiere deine begrenzte soziale Energie in die wenigen, wirklich wichtigen Beziehungen.

Fazit:

Der Einfluss sozialer Medien ist ein zweischneidiges Schwert. Sie können uns auf wunderbare Weise verbinden, aber auch isolieren. Der Schlüssel liegt darin, die Kontrolle zurückzugewinnen und sie als das zu nutzen, was sie sein sollten: eine Ergänzung zu unseren realen Beziehungen, nicht deren Ersatz. Denn am Ende des Tages ist es die echte, menschliche Verbindung, die für unser Wohlbefinden zählt. Social health matters!

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